Was ist Crowdfunding? Der vollständige Guide.
Haben Sie eine Geschäftsidee, für die Sie brennen? Ein Kunstprojekt oder ein cooles Produkt, das einen nachhaltigen Gedanken verfolgt?
Ja?
Ein guter Anfang.
Nicht selten stehen wir allerdings vor einem großen Problem:
Woher das Geld nehmen, um das Projekt zu starten?
An der Stelle kommt Crowdfunding ins Spiel.
Doch was ist Crowdfunding?
Alle, die eine geniale Idee, aber noch nicht die nötigen Mittel zur Umsetzung haben, hier lang. Dieser vollständige Guide erklärt, wie man eine Crowdfunding-Kampagne plant und durchführt.
Wir nehmen die populärsten Plattformen unter die Lupe und sprechen mit einem Gründer, der eine erfolgreiche Kampagne gestartet und ein smartes und äußerst praktisches Produkt auf den Markt gebracht hat.
Sehen wir uns zunächst an, was der Ausdruck Crowdfunding (im Deutschen so viel wie Schwarmfinanzierung) bedeutet.
Wie funktioniert Crowdfunding?
Diese Art der Finanzierung ist eine immer beliebtere Methode, Projekte zu finanzieren oder Unternehmen zu gründen. 2018 lag in Deutschland das Gesamtvolumen von Crowdfunding bereits bei mehr als 500 Millionen Euro.
Das Prinzip ist einfach:
Statt Geld aus einem einzigen Topf zu beziehen – wie beispielsweise von einem Investor oder einer Bank – ermöglichen einzelne Personen durch kleine Beträge die Realisierung eines Projektes.
Oft erhalten die Unterstützer im Austausch eine Belohnung (auf der Crowdfunding-Plattform Startnext werden sie Dankeschön genannt) wie zum Beispiel Bücher, Taschen, T-Shirts oder Überraschungen. Auch immaterielle Belohnungen sind möglich, wie zum Beispiel die Nennung in einem Magazin oder auf einem Blog.
Schon gewusst? Ein frühes Beispiel der Schwarmfinanzierung ist die New Yorker Freiheitsstatue – dessen Sockel wurde durch etwa 160.000 Einzelspenden realisiert.
Crowdfunding kann grob in drei Schritte aufgeteilt werden.
Erster Schritt: Die Projektplanung
Sobald eine Idee ausgereift und realisierbar ist, wird sie auf einer Plattform für Crowdfunding (mehr zu den verschiedenen Plattformen weiter unten) präsentiert. Eine knackige Beschreibung, ein kurzes Pitch-Video und gute Fotos helfen Unterstützern, sich ein Bild von dem Vorhaben zu machen und dem Projekt finanziell unter die Arme zu greifen.
Wichtig dabei:
Die Botschaft und das Ziel des Projekts müssen klar sein und dürfen keine Fragen offen lassen. Es ist ratsam, bei der Beschreibung oder beim Aufbau des Videos gut zu überlegen und die Worte bzw. Bilder sorgsam zu wählen.
Hier lautet das Prinzip:
Je präziser die Informationen, desto besser. Denn dies schafft Vertrauen für die Sponsoren.
Außerdem muss ein Fundingziel – Anfang- und Endtermin – festgesetzt und Belohnungen angeboten werden.
Zweiter Schritt: die Finanzierungsphase
Nun geht es in die heiße Phase – die Finanzierungsphase. Die ersten Tage sind für die eigene Kampagne entscheidend.
Jetzt heißt es, persönliche Kontakte zu nutzen, das Projekt in sozialen Netzwerken zu teilen und E-Mails zu versenden. Auch journalistische Kontakte sind äußerst hilfreich – also nicht verlegen sein, sondern auch die Presse einbeziehen. Unterstützer können nun als Gegenwert eine der Belohnungen buchen.
Dritter Schritt: die Realisierung
Nun kommt der beste Teil: die Realisierung der Geschäftsidee. Sobald das Finanzierungsziel erreicht ist, dauert es je nach Plattform einige Wochen, bis das Geld ausgezahlt und das Projekt gestartet beziehungsweise ausgebaut werden kann.
Nun ist es wichtig, eine langfristige Strategie zu entwickeln, damit das Projekt nachhaltig und erfolgreich weitergeführt werden kann.
Beliebte Crowdfunding-Plattformen: Startnext & Co
Allein eine Google-Suche nach den Begriffen "Crowdfunding Plattformen" ergibt rund 196 000 Suchergebnisse.
Wie entscheidet man sich also für die richtige Plattform?
Zunächst ist es hilfreich, sich für ein Thema zu entscheiden: Ist das Projekt eher klein, kreativ, oder nachhaltig? Dann sind die großen Crowdinvesting-Plattformen, die sich zum Beispiel auf Immobilien-Projekte spezialisieren, eher ungeeignet.
Hier einige bekannte Plattformen:
Kickstarter: Das US-amerikanische Unternehmen zählt zu den bekanntesten Plattformen und hat bereits 159.775 Projekte erfolgreich finanziert (Kickstarter.de, Stand: 20. März 2019). Unter den Kategorien, die Kickstarter selbst auf seiner Website nennt, sind zum Beispiel Tanz, Mode, Kunst, Comics, Kunsthandwerk, Film und Video oder Technologie.
Startnext: Mit Standorten in Berlin und Dresden gilt diese Plattform als Marktführer in Deutschland. Auch hier gibt es eine große Bandbreite an Kategorien: Hörspiele, Sport, Umwelt und Wissenschaft zum Beispiel.
Indiegogo: Die Plattform aus San Francisco veröffentlicht Crowdfunding-Kampagnen und bietet einen Marktplatz für innovative Produkte aus Tech und Design.
Cloudrain – wie Crowdfunding ein smartes Pflanzenbewässerungssystem ermöglichte
Für unsere Recherche über Crowdfunding sprachen wir mit Henry Broeker, Gründer von Cloudrain, einem smarten System, das automatisch einen Bewässerungsplan für Pflanzen erstellt. Der Clou des Systems, das aus einer App, einem Controller und einem Bewässerungsventil besteht: der intelligente Algorithmus berücksichtigt in Echtzeit lokale Wetterdaten und passt die Bewässerung automatisch an. Vorbei die Tage, an denen man aus dem Urlaub zurückkehrt und in seinem Garten eine verdörrte, traurige Landschaft vorfindet.
Broeker gründete das Start-up Anfang 2018. Die Idee selbst entstand aber schon viel früher – und so wurde bereits vor der Gründung ein MVP (Minimum Viable Product, z. dt. minimal überlebensfähiges Produkt) erstellt und Inhalte für eine Kickstarter-Kampagne produziert.
"Für uns war es ein Erfolg und ein super Ansporn. Es hat uns frühzeitig gezeigt, dass es für unser Produkt einen Markt gibt." Henry Broeker, Gründer von Cloudrain über Crowdfunding
Die Kampagne, die 30 Tage dauerte, übertraf sogar die Erwartungen des mittlerweile dreiköpfigen Teams: Statt einem Fundingziel von 20,000 Euro generierte die Kampagne 24,750 Euro. Das Geld, so der gebürtige Düsseldorfer, wurde größtenteils für den Einkauf von Komponenten der Produkte verwendet.
Keine Zweifel gibt es für den Cloudrain-Gründer, ob er Crowdfunding nochmal nutzen würde. "Für uns war es ein Erfolg und ein super Ansporn. Es hat uns frühzeitig gezeigt, dass es für unser Produkt einen Markt gibt." Die Unterstützer der Kampagne hätten zudem als technikaffine Early Adopter wertvolles Feedback gegeben.
Als größte Herausforderung beim Crowdfunding nennt Broeker das rechtzeitige Erfüllen von Versprechen. Denn neben der Aufbereitung von Inhalten wie Videos für die Kampagne fängt die richtige Arbeit erst später an.
Wer eine Crowdfunding-Kampagne plant, rät Broeker, soll beachten, dass das Geld aus einer Kampagne erst einige Wochen nach Beendigung der Fundingperiode ausgezahlt wird. Man müsse daher eventuell Geld vorfinanzieren können oder Lieferanten davon überzeugen, auf Rechnung zu zahlen. Das ist jedoch häufig nicht möglich.
Für Neulinge, die ihr Projekt per Crowdfunding starten wollen, hat der Düsseldorfer folgenden Ratschlag:
"Mach dir viele Gedanken über die verschiedenen Pakete, die du anbieten möchtest. Biete ein besonders attraktives Paket mit begrenzter Stückzahl an, das fördert den Traffic für den Start. Biete auch ein Paket zu einem kleinen Preis an, um Unterstützer mit kleinem Geldbeutel zu erreichen. Jede Unterstützung fördert die prominente Listung auf der Plattform, was extrem wichtig ist."
Ein weiterer Punkt: Pressekontakte. Sobald die Kampagne startet, sollten diese in großer Zahl informiert werden.
Ein gesundes Wachstum und Weiterentwicklung des Produkts sind die Ziele, die das Team von Cloudrain als nächstes anstrebt. Außerdem werde das System bald an gängige Smart Home Plattformen wie Alexa, Google Home und IFTTT angebunden.
Gibt es beim Crowdfunding Gebühren?
Nun bleibt noch die Frage, ob man für eine Kampagne einen Betrag bezahlen muss. In der Regel erheben die Plattformen erst eine prozentbasierte Gebühr, wenn das Projekt das Fundingziel erzielt hat.
Kickstarter zum Beispiel berechnet bei einer erfolgreichen Finanzierung 5 Prozent des Endbetrags.
Bei Startnext können Nutzer eine freiwillige Provision bezahlen – diese liegt laut eigener Aussage im Schnitt bei rund 3 Prozent. Hinzu kommt eine 4-prozentige Transaktionsgebühr.
Was passiert, wenn das Fundingziel nicht erreicht wird?
Es ist ein trauriger Moment, der aber ab und zu in der Crowdfunding-Welt vorkommt: ein Projekt scheitert, weil das Fundingziel nicht erreicht wurde. Aber keine Sorge – das Geld geht in den meisten Fällen an die Sponsoren zurück. Und man ist um einige Erfahrungen und um gewonnenes Feedback reicher.
Kickstarter zum Beispiel handelt nach dem Prinzip "Alles oder Nichts": Das bedeutet, dass die Finanzierungsbeträge der Unterstützer erst abgebucht werden, wenn das Ziel nach Ablauf der Frist erreicht ist. Dies minimiert laut der Plattform auch ein gewisses Risiko. Denn, wenn zum Beispiel nur die Hälfte des Ziels erreicht wird, kann es herausfordernd werden, das Projekt trotzdem zu realisieren.
Von allen Projekten, die in der Laufzeit des Projekts die 20-Prozent-Hürde überschritten hatten, wurden 81 Prozent erfolgreich finanziert, heißt es auf kickstarter.de.
Startnext funktioniert ähnlich. Hier ist die vom Unterstützer ausgewählte Bezahlmethode entscheidend. Je nachdem wird das Geld gar nicht erst eingezogen oder nach kurzer Zeit zurücküberwiesen.
Ausblick und Fazit
Nach einer Prognose von Statista liegt das durchschnittliche Funding pro Crowdfunding-Kampagne im Jahr 2019 bei 7.429 Euro.
Das ist keine schlechte Summe, um ein eigenes Projekt zu starten.
Da Sie bereits eine konkrete Idee für ein Projekt haben und nun eine bessere Idee darüber haben, was Crowdfunding ist, sind sie bereits den meisten Menschen einen Sprung voraus. Also Mut zusammen nehmen und starten.
Die nächsten Schritte:
Knackig präsentieren – Projekt in Worte fassen und aussagekräftiges Video machen
Teilen und weitersagen – Erzählen Sie dem Rest der Welt von Ihrer Idee
Nachhaltig planen – Langfristige Strategie für Ihre Geschäftsidee entwickeln
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