Schweizer Familienunternehmen sehen die ungewisse wirtschaftliche Entwicklung und den Fachkräftemangel als momentane Hauptherausforderung
Zürich, 20. Oktober 2022. Familienunternehmen haben in der Schweiz eine lange Tradition - Roche, Kühne+Nagel, Swatch Group, Emil Frey Group und viele andere basieren auf diesem Unternehmensmodell. Die neuesten Zahlen des Finanztechnologie-Anbieters SumUp zeigen mit welchen Herausforderungen vor allem die kleineren Familienunternehmen konfrontiert sind und wie sie in die Zukunft blicken. Laut der SumUp Händlerumfrage bei mehr als 1’000 Familienunternehmen in Europa sind 45 Prozent der Familienunternehmen in der Schweiz bereits seit bis zu 20 Jahren am Markt, wobei 23 Prozent der Familienunternehmen bereits in zweiter Generation geführt werden. Während die digitale Entwicklung den Unternehmerinnen und Unternehmern keine Sorge bereitet, ist die Arbeitsbelastung relativ hoch (60% arbeiten mehr als 45 Stunden pro Woche), die Furcht vor einer ungewissen wirtschaftlichen Entwicklung sowie tieferem Konsumverhalten präsent (beides bei 35 %) und der Fachkräftemangel bei 20% akut.
Es ist nicht immer leicht, ein Familienunternehmen zu führen, nicht selten ist die Arbeitsbelastung hoch. Das Arbeitspensum bei einer Vollzeitstelle beträgt in der Schweiz üblicherweise zwischen 38,5 und 42,5 Stunden. Bei den befragten Schweizer Familienunternehmen zeigt sich die Arbeitsbelastung folgendermassen: 10 Prozent der Befragten arbeiten 60 Stunden pro Woche. Der Grossteil (35 Prozent) arbeitet 50 Stunden und 15 Prozent arbeiten zwischen 45 und 50 Stunden in der Woche. Somit arbeiten insgesamt 60 Prozent der Familienunternehmen, welche auf Produkte und Dienstleistungen von SumUp zurückgreifen, mehr als 45 Stunden in der Woche.
Arbeitsbelastung, Zukunftssorgen und Fachkräftemangel
Trotz hoher Arbeitsbelastung sind mehr als zwei Fünftel der Familienunternehmerinnen und Familienunternehmer (43 Prozent) in einem Zweitjob tätig. Gleichzeitig ist die unentgeltliche Unterstützung durch Familienmitglieder für Familienunternehmen von besonderer Bedeutung. Die unentgeltliche Unterstützung durch Familienmitglieder spielen bei 36 Prozent der Familienunternehmer/innen eine wichtige Rolle für das Fortbestehen des Unternehmens.
Die Sorge um die Zukunft des Unternehmens ist ein stetiger Begleiter der Schweizer Familienunternehmen. So sind sich 24 Prozent der Befragten nicht sicher, ob der Familienbetrieb weitergeführt wird und 19 Prozent sind sogar überzeugt, dass sie keinen Nachfolger haben werden. Hinzu kommt, dass sich 35 Prozent der Familienunternehmen Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung machen und sich über die schwindende Kaufkraft ihrer Kunden fürchten. Ausserdem geben 20% an, dass ihnen der Fachkräftemangel Sorgen bereitet.
Digitalisierungsängste kennen Familienunternehmen nicht
Keiner der befragten Familienunternehmen gab an, Angst vor der Digitalisierung in ihrem Unternehmen zu haben. Technische Innovation, vor allem wenn es um digitale Bezahlmethoden geht, wird bei Schweizer Familienunternehmen grossgeschrieben und sie sind gut verankert.
Ein Grossteil der Familienbetriebe bietet verschiedenste, vor allem digitale Zahlungsmöglichkeiten an. Neben den klassischen Zahlungen mit Kredit- oder EC-Karte ist auch das Bezahlen mit QR-Codes (50%) sowie das mobile Bezahlen mit dem Smartphone (z. B. Google oder Apple Pay) bei 35 Prozent der Händler bereits heute sehr beliebt. Zahlungslinks sind mit 15 Prozent auch eine beliebte Zahlungsmöglichkeit. Für ein möglichst breites Bezahlspektrum ist aber auch das Bargeld mit 85 Prozent und die traditionelle Überweisung bei 90 Prozent der Familienunternehmen nach wie vor von besonderer Bedeutung. Der Scheck ist bei Schweizer Händlern gänzlich ausgestorben, wohingegen in unseren Nachbarländern Frankreich (59%) und Italien (25%) diese Zahlungsmöglichkeit erstaunlicherweise noch relativ stark verbreitet ist.
Die Arbeit in einem Familienbetrieb kann herausfordernd sein. Doch Selina Aschwanden, als Milchtechnologin in dritter Generation in der familieneigenen Bergkäserei Aschwanden in Seelisberg (Kanton Uri) tätig, ist sich auch den Vorzügen eines Familienbetriebs bewusst: «Insgesamt sechs Familienmitglieder, mein Grossvater, meine Eltern, mein Onkel, mein Mann und ich, sind in der Bergkäserei tätig. Ich schätze das grosse gegenseitige Vertrauen und Verständnis füreinander. Diese Nähe hilft insbesondere beim Fällen von Entscheiden.» Aschwanden begründet dies mit ähnlichen Wertvorstellungen innerhalb einer Familie. Und trotzdem, es sei ihr immer möglich, Prozesse zu hinterfragen und diese mit ihrer Familie zu spiegeln.
Digitale Zahlungsmöglichkeiten getrieben von Benutzerfreundlichkeit und Konsumentennachfrage
Überraschend: Es sind nicht wie erwartet nur die jüngeren Generationen, die die Digitalisierung im Unternehmen vorantreiben. In der Schweiz setzen Familienunternehmer von Jung bis Alt in gleichen Teilen auf die Digitalisierung. Als Gründe für die Einführung von digitalen Zahlungsmöglichkeiten gaben 60 Prozent der Befragten die Benutzerfreundlichkeit, 55 Prozent die Konsumentennachfrage und 50 Prozent die Sicherheit an. 30 Prozent gaben die niedrigen und transparenten Kosten von Zahlungsterminals als Grund an. Die niedrigen und transparenten Kosten von Zahlungsterminals werden auch in den anderen Ländern, wo die Umfrage durchgeführt wurde, geschätzt. In Italien geben 25%, in der UK 29% und in Frankreich 36% der Händler an, dass sie digitale Zahlungsmöglichkeiten wegen den niedrigen und transparenten Kosten von Zahlungsterminals eingeführt haben. In Deutschland, unserem grossen Nachbar im Norden, beträgt dieser Wert gar 49%.
*Methodik Händlerumfrage: Umfrage mit mehr als 1000 Familienunternehmen in Deutschland, der Schweiz, Grossbritannien, Italien und Frankreich, durchgeführt vom 01.08. bis zum 19.08.22. Als Familienunternehmen betrachtet SumUp alle Unternehmen, an denen mindestens zwei Personen aus derselben Familie beteiligt sind, davon mindestens eine im Management.