Arbeitsschutz auf der Baustelle: Checkliste für Handwerksbetriebe

Prävention von Unfällen – mit der Checkliste für Arbeitsschutz auf Baustellen

Arbeitsschutz auf der Baustelle: Checkliste für Handwerksbetriebe

Körperliche Arbeit mit schwerem Werkzeug, teilweise in schwindelnden Höhen – kein Wunder, dass das Handwerk in den Unfallstatistiken vorne liegt. Unfälle und Krankheiten sorgen nicht nur für persönliche Krisen, sondern können auch schwere Folgen für den Betrieb haben. Wir gehen darauf ein, wieso Arbeitsschutz gerade auf Baustellen relevant ist und geben Ihnen eine hilfreiche Checkliste an die Hand, um ein Audit durchzuführen.

Bedeutung von gutem Arbeitsschutz im Handwerk

2022 kamen auf 1000 Beschäftigte in den Baukonstruktionsbereichen ganze 124 meldepflichtige Unfälle, zeigt die Erhebung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Erhöhte Unfallzahlen weisen auch Dachdecker:innen, Fliesenleger:innen und Handwerker:innen in der Nahrungsmittelverarbeitung auf.

Über alle Berufe hinweg lag die Unfallquote bei knapp 19 Arbeitsunfällen – das Handwerk führt die Negativliste also an. Für das Handwerk ist Arbeitsschutz folglich absolut essenziell. Prävention ist immer günstiger als die Schadensbegrenzung, wenn es schon zum Unfall gekommen ist.

Welche Unfälle passieren im Handwerk am häufigsten?

  • Abstürze und Stürze durch Stolpern

  • Verletzung durch Arbeitsmittel

  • Erhöhte Gefahr durch Nichttragen der Persönlichen Schutzausrüstung

  • Einatmen von Dämpfen / Staub

  • Langzeitfolgen, bspw. durch falsche Haltung

Gründe für einen guten Arbeitsschutz sind nicht nur wirtschaftliche, weil Mitarbeitende ausfallen: Bei Nichteinhalten drohen Bußgelder bis hin zur Stilllegung des Betriebs und sogar Freiheitsstrafen in schweren Fällen.

In der Regel ist bei minderschweren Verstößen zunächst mit Abmahnungen zu rechnen oder mit der Anordnung, dass bestimmte Arbeiten eingestellt werden müssen, bis die Arbeitssicherheit gewährleistet ist. Unfallquoten im Betrieb beeinflussen aber auch die Beiträge bei der Berufsgenossenschaft – positiv durch Schadenfreiheitsprämien, negativ durch angeordnete Zuschläge.

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Aufsichtsbehörden wie das Gewerbeaufsichtsamt, aber auch Aufsichtspersonen der BG Bau dürfen zu Betriebszeiten jederzeit die Baustelle betreten, um die Einhaltung des Arbeitsschutzes zu kontrollieren. Ebenso unterstützen sie durch Beratung bei der Verhütung von Unfällen. Geregelt ist das unter anderem im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und den Sozialgesetzen. Die Verantwortung für die Durchführung und Einhaltung des Arbeitsschutzes liegt in allen Betrieben beim Arbeitgeber.

Eine Belegschaft, die sich sicher fühlt, ist auch motivierter und zufriedener. Zudem können Sie damit rechnen, dass Ihr Image als Arbeitgeber Ihnen vorauseilt und sich mehr Leute dazu überzeugen lassen, überhaupt im Handwerk zu arbeiten. Viele Punkte, die den Fachkräftemangel ver- oder entschärfen können – wer will schon gern in einem Beruf arbeiten, der als besonders gefährlich gilt?

Was tun bei Hitze auf der Baustelle?

Ein Risikofaktor auf Baustellen ist Hitze. Handwerker sind dort Hitze oft besonders stark ausgesetzt und müssen daher in größerem Umfang geschützt werden als vielleicht Büroarbeiter. Dazu kommen die steigenden Temperaturen durch den Klimawandel und langanhaltende Trockenperioden – aber auch das Arbeiten mit Maschinen, zum Beispiel beim Schweißen und die nötige Schutzkleidung kann zusätzlich zur Hitze am Arbeitsplatz beitragen. Soll dann noch schwere körperliche Arbeit verrichtet werden, kann es schnell gefährlich werden: Hitze kann bis zum Tod führen.

Insbesondere tragen hohe Temperaturen aber auch dazu bei, dass Unfälle begünstigt werden. Bei Schwindel und schwitzigen Händen wird es gefährlicher, sich auf Gerüsten zu bewegen und schwere Geräte zu bedienen. Ebenso besteht das Risiko, dass Arbeiter das Tragen ihrer Schutzausrüstung bei Hitze vernachlässigen.

Möglichkeiten, um hitzebedingten Gesundheitsproblemen vorzubeugen:

  • Klima beobachten, zum Beispiel über Plattformen speziell für den Baubereich (heat-shield.eu oder ClimApp)

  • Hitzeexposition begrenzen, etwa durch das Schaffen von Schatten und Klimatisierung in Fahrerkabinen, aber auch die Arbeitszeitverlagerung in kühlere Zeiten

  • Gleichzeitig schwere Arbeiten vermeiden und zusätzliche Pausen anbieten, ggf. sogar in kühleren Räumen und Ventilatoren einsetzen

  • Flüssigkeitszufuhr sicherstellen

  • Akklimatisierung beachten, also das allmähliche Gewöhnen an das Klima ermöglichen, insbesondere bei neuen Mitarbeitenden

  • Regelmäßige Unterweisungen zum Thema Hitze und Erste Hilfe bei Hitze: Woran erkenne ich Dehydrierung und andere Hitzeerkrankungen? Was ist dann zu tun? Welche Maßnahmen werden von Arbeitgeberseite getroffen?

Ein besonderes Risiko gilt für alle Beschäftigten in der Baubranche, Mitarbeitende über 50 Jahre und neu Eingestellte (in den ersten zwei Wochen). Ebenso sollte nicht vergessen werden, dass Hitze meistens auch starke UV-Strahlung bedeutet. Zu bekannt ist der Anblick von Bauarbeitern mit Sonnenbrand und ohne Kopfbedeckung. Um notwendige Hitzeschutz-Kleidung oder auch Sonnenbrillen und Zelte anzuschaffen, gibt es als Förderung die sogenannten Arbeitsschutz-Prämien.

Checkliste: Audit im Arbeitsschutz auf der Baustelle

Hitze ist nur eine der Gefahren im Handwerk. Die BG Bau bietet Hilfe bei Fragen zum Thema Arbeitssicherheit, kostenfreie Broschüren und organisiert Veranstaltungen, die auch bei sich verändernden Gegebenheiten über Arbeitsschutz informieren. Ebenso unterstützt eine Checkliste dabei, den Arbeitsschutz in Ihrem Unternehmen einzuhalten und permanent zu verbessern. Diese Checkliste können Sie nutzen, um dem Arbeitsschutz in Ihrem Handwerksbetrieb einem Audit zu unterziehen:

Relevanz erkennen und den Mitarbeitenden deutlich machen

Ja, Arbeitssicherheit ist Chefsache. Wenn aber die Angestellten nicht die Bedeutung der nötigen Maßnahmen verstehen, wird die Einhaltung des Arbeitsschutzes nicht erfolgreich sein. Zeigen Sie, welche (Langzeit-)Folgen für die Firma und für jeden Einzelnen drohen. Damit unterstützen Sie, dass das Arbeitsschutzangebot auch wahrgenommen wird. Prävention ist für alle Beteiligten besser als die Schadensbegrenzung im Nachgang.

Verantwortlichkeiten regeln

Um die Arbeitssicherheit zu gewährleisten, braucht es Zuständige für Erste Hilfe, Brandschutzhelfer, Sicherheitsbeauftragte (Sifa) oder auch diejenigen, die die regelmäßige Prüfung von Leitern und Tritten oder den elektrischen Mitteln übernehmen. Auf Baustellen ist ein Sicherheits- und Gesundheitskoordinator (SiGeKo) zu bestellen. Bei Bedarf können externe Fachleute beauftragt werden.

Gefährdungsbeurteilung durchführen

Dokumentieren Sie, welche Gefahren insbesondere in Ihrem Betrieb relevant sind. Das gilt für jede einzelne Tätigkeit. Zu den Punkten, die Sie anschauen sollten, gehören Arbeitszeiten, Arbeitsstätte und -abläufe, sichere Maschinen und physikalische Einwirkungen wie Lärm oder Klima. Ziel ist es, die Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für das Leben sowie die physische und die psychische Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird (§ 4 Absatz 1 ArbSchG). Aus der Gefährdungsbeurteilung leiten sich die zu treffenden Maßnahmen ab – beides ist regelmäßig zu prüfen und bei Bedarf anzupassen. Hilfestellung für die Gefährdungsbeurteilung bietet die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Sicherheitsausrüstung besorgen

Die notwendige persönliche Schutzausrüstung (PSA) muss bereitgestellt werden. Zur PSA gehören Helme, Sicherheitsschuhe, Brillen, Atemschutzmasken und mehr. Rechnen Sie dabei nicht nur, wie viele Personen eine PSA benötigen, sondern auch, dass im Fall von Verlust oder Beschädigung Ersatz zur Verfügung steht. Unabhängig vom Nutzen für die Arbeitssicherheit könnte Sicherheitskleidung auch dazu dienen, günstig Marketing für Ihren Handwerksbetrieb zu machen.

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Einweisungen organisieren

Jeder einzelne Mitarbeitende muss für die Einhaltung der Arbeitsschutzmaßnahmen mitwirken. Dazu sind regelmäßige Schulungen nötig – Training durch Wiederholung führt zu Erfolg. Ansprechende Einweisungen mit Beispielen, Praxisübungen und Statistiken helfen dabei, zum Arbeitsschutz zu motivieren. Schulungen sind notwendig bei Einstellung, aber auch Veränderungen im Aufgabenbereich, der Einführung neuer Arbeitsmittel oder einer neuen Technologie vor Aufnahme der Tätigkeit.

Ernstfall vorbereiten

Ziel des Arbeitsschutzes ist es, Gesundheitsrisiken und Unfälle möglichst zu vermeiden. Die Unfallquote zeigt, dass es dennoch wichtig ist, auch den Ernstfall gut vorzubereiten. Kollegen sollten wissen, wie sie sich im Notfall verhalten sollen und welche Notfallnummern wichtig sind. Zuständige Ersthelfer und Brandschutzbeauftragte müssen bekannt und schnell erreichbar sein. Wer häufige Unfallszenarien probt, ist besser auf Notfälle vorbereitet und erkennt eventuelle Schwachstellen im Prozess.

Kontrolle

Ihr Betrieb ändert sich, die Gegebenheiten ändern sich, Arbeitsschutz rückt durch den Alltag in den Hintergrund, deshalb ist Kontrolle essenziell. Prüfen Sie regelmäßig, dass der Arbeitsschutz eingehalten wird und die Maßnahmen aktuell sind. Den aktuellen Stand von Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen, ist auch eine Pflicht des Arbeitgebers. Vor ein paar Jahren hätte vielleicht noch niemand daran gedacht, dass Mittel zur Handdesinfektion auf Arbeitsstätten sinnvoll sein können. Corona hat gezeigt, dass Unternehmen auch langfristig krisensicherer aufgestellt sein sollten.

Fazit: Arbeitsschutz im Handwerk muss selbstverständlich sein

Durch neue Werkzeuge und Erkenntnisse gehen Unfallzahlen auf der Arbeit glücklicherweise zurück. Die Gefahr für Handwerker auf Baustellen ist trotzdem noch groß – und es wird teuer, wenn der Arbeitsschutz hier vernachlässigt wird. Informieren Sie sich gut und regelmäßig über zu treffende Maßnahmen.

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