Frauen im Handwerk: Schluss mit der niedrigen Frauenquote
Die Frauenquote im Handwerk bleibt niedrig – diverser und erfolgreicher werden
Frauen im Handwerk: Schluss mit der niedrigen Frauenquote
Die Frauenquote im Handwerk bleibt niedrig – diverser und erfolgreicher werden
Frauen sind im Handwerk schon seit Langem unterrepräsentiert. Das ist nicht nur ein Problem für die Gleichstellung, sondern gefährdet auch die Zukunft der Branche: Vielen Betrieben fehlen Fachkräfte und die Nachfolge ist nicht gesichert.
Dabei bringen Frauen frischen Wind und handfeste Stärken in Führungspositionen im Handwerk ein. Wir möchten die Ursachen für den Frauenmangel unter die Lupe nehmen und aufzeigen, was Handwerksbetriebe gegen die Gender-Gap tun können.
Aktuelle Zahlen: Wie viele Frauen arbeiten im Handwerk?
Schaut man sich den Frauenanteil im Handwerk an, bietet sich erst mal ein Bild, bei dem man denken könnte, „das ist gar nicht so schlecht wie befürchtet“. So wurde 2022 fast jede fünfte Meisterprüfung 2022 von einer Frau absolviert (17,9 Prozent). Und jeder vierte Handwerksbetrieb (24,2 Prozent) wird mittlerweile von einer Frau geführt (Quelle: Zentralverband des Deutschen Handwerks). Die Zahlen sind zwar schon weit von gleicher Repräsentation entfernt, aber selbst das ist nur ein Teil der Wahrheit.
Berufe im Handwerk sind so vielfältig wie in kaum einer anderen Branche. Die Frauenanteile sind insbesondere bei kreativen Handwerksberufen hoch. Dazu gehören beispielsweise die Berufe Maßschneiderin, Friseurin, Goldschmiedin oder Konditorin. Ähnliches gilt für den Gesundheitsbereich, dazu zählen Zahntechnikerinnen, Augenoptikerinnen oder Hörakustikerinnen.
All diese Berufe wiesen bei der Auszubildendenquote 2022 einen Frauenanteil von mindestens 50 % oder auch deutlich höher auf. In den gewerblich-technischen Berufen fällt das Bild dementsprechend anders aus. Bei beispielsweise den Maurern und Betonbauern (Frauenanteil 1,1 %), den Informationstechnikern (1,9 %) und den Klempnern/Spenglern (2,1 %) sind Frauen stark unterrepräsentiert.
Warum ist die Frauenquote im Handwerk so niedrig?
Das Handwerk gilt als Männerdomäne – und diese Prägung beginnt schon in der Kindheit: Pferde- und Prinzessinnenmedien für Mädchen; Fußball und Bob der Baumeister für Jungen. Solche Bilder y später bei ihrem Berufswahlprozess und bringen sie oftmals dazu, bestimmte Berufe von vornherein für sich auszuschließen. Gefragt sind hier Vorbilder, die zeigen, dass es nicht auf das Geschlecht, sondern auf die Motivation und persönliche Neigung ankommt. Es ist ein Umdenken angesagt, das teilweise schon einsetzt – auch bei Eltern, Lehrern und in der Gesellschaft insgesamt.
Dazu kommen Befürchtungen von Frauen, dass sie die Arbeit körperlich nicht schaffen oder sie in ihrer Position nicht anerkannt und respektiert werden. Dank des digitalen Wandels werden viele anstrengende oder unangenehme Aufgaben abgenommen. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Kreativität, Kommunikation und Leadershippotenzial. Für Führungskräfte im Handwerksbetrieb rücken unter anderem die Themen Arbeitsklima, Führungskultur, z. B. Gestaltung von Arbeitsorganisation und Arbeitszeit und Work-Life-Balance, sowie Personalentwicklung mehr und mehr in den Mittelpunkt. Der Furcht vor fehlender Anerkennung können Betriebe außerdem entgegenwirken. Wenn sie erkennen, dass Frauen trotz Fachkräftemangel noch immer nicht besonders ermutigt werden, einen Handwerksberuf zu ergreifen, gibt es viele Maßnahmen, den Betrieb offener zu gestalten.
Frauen sind im Handwerk besonders glücklich
Entscheiden sich Frauen trotz der Schwierigkeiten, die sie erwarten, bewusst für einen Handwerksberuf, haben sie nicht nur sehr gute Zukunftsaussichten, sondern sind häufig auch besonders glücklich im Beruf. Dies belegt eine Studie von Dr. Ann-Kathrin Blankenberg von der Georg-August-Universität Göttingen, in der fast 2.000 Handwerkerinnen und Handwerker befragt wurden. Frauen äußern in der Studie besonders hohe Zufriedenheit mit ihrem Beruf. 86,6 % der befragten Frauen gibt der Handwerksberuf ein gutes Gefühl (Durchschnitt aller Befragten 78,2 %). 86,8 % der befragten Handwerkerinnen sehen in ihrem Beruf ihre Leidenschaft (Durchschnitt gesamt 83,3 %).
Wieso Diversität dem Betrieb hilft
Diversität bringt viele Vorteile mit sich, und das nicht nur beschränkt aufs Handwerk. Gemischte Teams sind kreativer, kommunikativer und tragen somit zu einem höheren wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes bei.
Leiten Sie ein diverses Team, vermitteln Sie potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern Offenheit und sprechen somit mehr Kandidaten an. Zudem bringen Personen unterschiedlichen Alters, Herkunft oder eben Geschlechts verschiedene Erfahrungen mit, die sie bei ihrer Arbeit einbringen können. Das Fördern von Vielfalt im Unternehmen nennt sich auch „Diversity Management“.
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Wieso gerade Frauen das Handwerk nach vorne bringen können:
Frauen sind körperlicher Belastung gewachsen. Das beweisen sie täglich zum Beispiel in Pflegeberufen.
Handwerkerinnen sind eine Chance, die 125.000 Unternehmensfolgen zu stemmen, die im Handwerk in den nächsten fünf Jahren anstehen. Aktuell werden rund 16 Prozent der Übernahmen durch weibliche Nachfolger angetreten.
Handwerkerinnen zeigen mehr Verständnis für die Wünsche und Bedürfnisse der weiblichen Kundschaft, was ein handfester Wettbewerbsvorteil sein kann.
Weibliche Manager führen erwiesenermaßen besser. Als Teamleiterinnen bauen sie schneller Vertrauensverhältnisse zu den Teammitgliedern auf und steigern so Motivation, Produktivität und Kollaboration. Das belegen zum Beispiel Frauen wie die Gründerinnen vom Pop-up-Store fabrikat89.
… und sie wirtschaften auch besser: Laut Nachfolgemonitor 2022 wirtschaften vor allem weibliche Handwerkerinnen im Durchschnitt erkennbar solider, stetiger und nachhaltiger als die männlichen Meister.
Frauen bringen oft Kompetenzen mit, die in den Führungsetagen der Handwerksbetriebe zunehmend gebraucht werden. Bei Themen wie zum Beispiel Arbeitsklima, Führungskultur, Work-Life-Balance und Personalentwicklung sind Kommunikationsstärke und Kreativität gefragt. Diese Kompetenzen tragen dazu bei, Kunden zu gewinnen sowie Personal zu motivieren und zu halten.
Was Handwerksbetriebe für ihre Frauenquote tun können
Sie sind überzeugt davon, dass Sie von mehr Frauen in Ihrem Betrieb profitieren? Dann gibt es vieles, was Sie dafür tun können, um das zu fördern. Vielleicht ist das Lesen dieses Artikels ja der erste Schritt, denn wie so oft entstehen Hürden in den Köpfen und müssen auch dort abgebaut werden.
Schritt 1: Vorurteile bekämpfen
Die niedrige Frauenquote hat ihren Ursprung in Vorurteilen auf beiden Seiten: Frauen haben ein bestimmtes Bild davon, wie die Arbeit im Handwerk ist, und Handwerker haben ein bestimmtes Bild davon, was Frauen vermeintlich können oder nicht können und wie man mit ihnen umzugehen hat. Um Chancengleichheit und größere Offenheit bei der Berufswahl zu erreichen, sollten diese Vorurteile entkräftet werden.
Ein erster Schritt kann sein, zu bewerten, wie der Ist-Zustand in der Belegschaft ist. Wie ist die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber Diversität? Wie verhalten sie sich gegenüber Frauen und sind sie sich bewusst, wie groß der Mehrwert eines diversen Teams ist? Gibt es eine gewisse geschlechterspezifische Erwartungshaltung? Beispielsweise könnte eine Tendenz sein, Männer eher mit Führungspositionen in Verbindung zu bringen.
Vielleicht sind die Mitarbeiter aber auch sehr offen hinsichtlich der Idee einer Frau als Chefin und Kollegin, das Thema kam nur nie auf den Tisch. Natürlich lassen sich Stereotype und Überzeugungen, die sich jahrzehntelang manifestiert haben, nicht von einem auf den anderen Tag abbauen. Es ist aber ein Anfang, sich die eigenen Sichtweisen in unterschiedlichen Situationen bewusst zu machen, sensibler dafür zu werden und Veränderung zu trainieren und zu schulen. Als Inhaber geht man mit gutem Beispiel voran – es muss klar sein, dass Diskriminierung am Arbeitsplatz nicht toleriert wird.
Schritt 2: Barrieren abbauen
Ganz klar, auch Vorurteile sind eine Barriere, die daran hindern kann, sich auf die eine oder andere Weise zu verhalten. Es gibt aber noch andere Hürden, die man als Unternehmer abbauen kann. Dazu zählt beispielsweise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die ist für Frauen noch immer relevanter als für Männer: Im Erwerbsalter verbringen sie 2,4-mal so viel Zeit für unbezahlte Fürsorgearbeit, wie die Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen, aber auch im Haushalt.
Flexible Arbeitsmodelle sind hier die Lösung, darunter die Möglichkeit, in flexibler Teilzeit zu arbeiten. Auch wenn Homeoffice im Handwerk in der Regel kaum umzusetzen ist, kann man auch andere Benefits schaffen wie Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Ebenso sollten Fragen zur Familienplanung im Bewerbungsgespräch tabu sein. Selbst wenn die Bewerberin keinen Kinderwunsch hat, der Partner die Kinderbetreuung übernehmen würde oder der Kinderwunsch in ferner Zukunft liegt – solche Fragen demonstrieren fehlende Professionalität und Familienfreundlichkeit und geben damit dem Firmenimage einen großen Dämpfer. Hier hilft es, sich klarzumachen, dass der Nachwuchs eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe ist und dass Krankheiten und Unfälle ebenso zu langen Fehlzeiten führen und geschlechtsunabhängig auftreten können. Außerdem steigt die Zahl an Männern, die in Elternzeit gehen.
Bemühen Sie sich um automatisierte, maschinengestützte Abläufe, dort wo potenzielle Bewerberinnen vielleicht Schwierigkeiten hätten. Davon profitiert auch die Gesundheit der übrigen Mitarbeiter und Ihre Attraktivität als Arbeitgeber.
Schritt 3: Sichtbar machen
Im Marketing gibt es eine Leitlinie, die sagt „do good and talk about it“ – also tue Gutes und sprich auch darüber. Wer eine offene Unternehmenskultur etabliert hat und diese nicht nach außen kommuniziert, hat einen großen Vorteil verspielt. Denken Sie beispielsweise an Ihren Auftritt in Zeitungen oder im Internet. Wenn eine Frau Ihre Annonce oder Ihre Internetseite sieht, wird sie dann nur Bilder mit männlichen Handwerkern sehen? Ist in den Stellenanzeigen deutlich, dass Diversität gewünscht oder sogar aktiv gefördert wird?
Sie können zusätzlich Mädchen und jungen Frauen die Möglichkeit geben, Vorurteile gegenüber dem Handwerk abzubauen und in die Branche hineinzuschnuppern. Dazu bietet zum Beispiel der Girl’s Day Gelegenheit. Vielleicht veranstalten Schulen in der Gegend aber auch Berufsmessen oder anderweitige Informationsveranstaltungen zur Berufsorientierung, an denen Sie sich präsentieren und gezielt junge Frauen ansprechen und ihnen Chancen aufzeigen können.
Wirkungsvoll ist ebenso, Frauen im Handwerk sichtbar zu machen, um zu zeigen „ja, das funktioniert und es funktioniert sogar sehr gut“. In größeren Betrieben geben Sie weiblichen Auszubildenden vielleicht erfahrene Mitarbeiterinnen an die Hand und initiieren so ein Mentoring-Programm, mit dem Frauen besser in der Branche Fuß fassen und weniger Berührungsängste haben müssen. Übrigens: Damit zeigen Betriebe nicht nur Frauen, dass sie offen sind, sie präsentieren sich so auch potenziellen Kundinnen und anderen Unternehmen, die dem guten Beispiel vielleicht folgen.
Fazit: Es wird Zeit für mehr Handwerkerinnen
Das Handwerk mit seinen über 130 Berufen bietet Frauen die Chance, unterschiedlichste Talente einzubringen, sich vielfältige Kenntnisse anzueignen und neue Ideen zu entwickeln. Zudem kann man in kaum einem anderen Wirtschaftsbereich so jung seine eigene Chefin werden und einen Betrieb leiten wie im Handwerk – und das oft in stark zukunftsrelevanten Bereichen. Gleichzeitig sorgt eine höhere Frauenquote im Handwerk für angenehmeres Arbeiten auf vielen Ebenen und ein besseres Firmenimage. Wenn das kein Match ist und unbedingt häufiger in die Praxis umgesetzt werden sollte.
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