Handwerker auf der Walz
Von der Tradition zum effektiven Marketinginstrument
Handwerker auf der Walz
Von der Tradition zum effektiven Marketinginstrument.
Die Walz ist eine uralte Tradition im Handwerk: Junge Gesellen begeben sich für drei Jahre und einen Tag auf Wanderschaft. Fern der Heimat streben sie danach, ihr Handwerk zu perfektionieren, neue Erfahrungen zu sammeln und sich einen guten Namen in der Branche zu machen. Während die Walz lange Zeit in Vergessenheit geraten schien, machen sich heute wieder mehr Handwerkerinnen und Handwerker auf, um ihr handwerkliches Können und ihre Fachkenntnisse weltweit unter Beweis stellen. Gleichzeitig gewann die Walz in den letzten Jahren an Bedeutung als effektives Marketinginstrument, das dem Handwerk als wirksames Mittel gegen den Fachkräftemangel dienen kann.
Die Walz: Zwischen Tradition und Moderne
Seit 2014 zählt die Walz in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe. Sie blickt auf eine jahrhundertelange, traditionsreiche Geschichte zurück. Ihren Ursprung hat dieser Brauch im Mittelalter: Junge Handwerksgesellen gingen schon damals auf Wanderschaft. Dabei reisten sie durch verschiedene Städte und Regionen, arbeiteten in unterschiedlichen Handwerksbetrieben und lernten dabei verschiedene handwerkliche Techniken und Stile kennen.
Ziel war es, neue Handgriffe, Produkte und Werkzeuge kennenzulernen und in bisher unbekannte Arbeitsweisen eingeführt zu werden. Auf diese Weise perfektionierten sie ihr handwerkliches Können und sammelten gleichzeitig wertvolle neue Erfahrungen.
Während ihrer Wanderschaft tragen sie bis heute die typische Kleidung. Bestimmt haben Sie auch schon einen Zimmermann auf der Walz in seiner typischen Kluft gesehen – der langen Schlaghose, der Weste mit acht Knöpfen, dem weißen Hemd, dem schwarzen Hut und dem Stenz, dem Wanderstock. Das Wenige an Hab und Gut, das Wandergesellen auf der Walz dabei haben dürfen, tragen sie in einem Stofftuch, dem sogenannten Charlottenburger, mit sich herum.
Während die Walz früher in vielen Zünften Pflicht und Voraussetzung für den Erwerb eines Meistertitels war, gilt sie heute eher als Besonderheit. Heute können Gesellen entweder als Freireisende oder als Mitglied einer Handwerkervereinigung, den sogenannten Schächten, auf die Walz gehen. Mittlerweile gibt es auch zwei Schächte, die Frauen aufnehmen. Der Anteil an Frauen auf der Walz ist jedoch im Vergleich zu Männern deutlich geringer.
Was geblieben ist, sind die ursprünglichen Regeln: Wer sich auf die Walz begibt, muss bereits den Gesellenbrief in der Tasche haben. Allerdings müssen zünftige Gesellinnen und Gesellen auf Wanderschaft unter 30 Jahre alt, ledig, kinderlos und schuldenfrei sein. Zudem müssen sie während der Walz mindestens 50 km Abstand zu ihrem Heimatort wahren. Um der Bannmeile zu entkommen, dürfen sie aber kein eigenes Fahrzeug benutzen. Entsprechend sind sie zu Fuß unterwegs. Längere Strecken werden per Anhalter überwunden.
Die Walz dauert drei Jahre und einen Tag. Neulinge werden von Wandergesellen, die bereits einige Zeit unterwegs waren, abgeholt und während der ersten Monate begleitet. Auf diese Weise werden die Regeln der Walz weitergegeben. Ein wichtiger Bestandteil der Walz ist das Vorsprechen beim Bürgermeister: Nach der Tradition dürfen Wandergesellen einen Ort nur nach diesem Gespräch betreten. Zum Beweis erhalten sie einen Stempel in ihrem Wanderbuch. Zu den ungeschriebenen Regeln zählen Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Achtung vor der Ehre der Mitmenschen und Gewaltlosigkeit. Schließlich sind die Wandergesellinnen und -gesellen unterwegs auf das Wohlwollen der Menschen angewiesen – um eine Anstellung oder auch einen Schlafplatz zu finden.
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Werbung auf der Walz: Die Tradition als Marketingstrategie
Die Walz birgt nicht nur die Möglichkeit, handwerkliche Fertigkeiten zu perfektionieren und die Welt zu erkunden, sondern auch die Chance, für den zukünftigen Meisterbetrieb zu werben. Diese Idee ist dabei so alt wie die Walz selbst. Gesellen haben schon immer ihre handwerklichen Fähigkeiten genutzt, um potenzielle Arbeitgeber auf sich aufmerksam zu machen.
Hier sind einige bewährte Methoden, wie Gesellinnen und Gesellen ihre Reisen heute zur Selbstvermarktung nutzen können:
Meisterstücke und Proben handwerklicher Fertigkeiten: Während ihrer Wanderschaft fertigen Gesellinnen und Gesellen Meisterstücke an, um ihr handwerkliches Können zu demonstrieren. Diese Meisterstücke dienen nicht nur als eindrucksvolle Referenzen, sondern auch als Gesprächsstoff bei Vorstellungsgesprächen.
Arbeiten im Tausch: Handwerkerinnen und Handwerker auf der Walz bieten ihre Dienste oft gegen Kost und Logis an. Diese Gelegenheiten nutzen sie, um ihre handwerklichen Fertigkeiten unter Beweis zu stellen. Wenn Gastgeber beispielsweise eine Tischlerarbeit benötigen, können Tischlergeselle ihre Fähigkeiten anbieten und so zeigen, was sie können.
Netzwerken und Empfehlungen: Während ihrer Walz knüpfen Gesellinnen und Gesellen Kontakte zu anderen Handwerkerinnen und Handwerkern und tauschen Erfahrungen untereinander aus. Empfehlungen von Kolleginnen und Kollegen sowie Gastgebern können die Tür zu neuen beruflichen Möglichkeiten öffnen.
Warum die Walz als Marketingstrategie relevant ist
Die Tradition der Walz hat immer noch eine erhebliche Relevanz in der modernen Welt und kann insbesondere für Handwerksbetriebe ein leistungsstarkes Mittel im Rahmen der Marketingstrategie sein.
Immer mehr Handwerkerinnen und Handwerker nutzen die Walz nicht nur zur Weiterbildung, sondern auch als Chance zur Selbstvermarktung. Sie nutzen die Walz erfolgreich als Werbemaßnahme: Sie dokumentieren ihre Reisen in sozialen Medien, teilen ihre handwerklichen Fähigkeiten und begeistern damit ein breites Publikum. Ihre Authentizität und Leidenschaft für das Handwerk beeindruckt potenzielle Kunden und Arbeitgeber macht die Walz zu einem modernen Marketinginstrument, um sich als Gesellin und Geselle, aber auch als zukünftige Meisterin oder Meister zu profilieren.
Die Walz vermittelt Authentizität und Tradition, die Kunden und Arbeitgeber gleichermaßen schätzen. Die Idee, dass Gesellinnen und Gesellen ihr Handwerk auch heute noch auf traditionelle Weise erlernen und verfeinern, spricht viele Menschen an.
Zudem bietet die Walz die perfekte Möglichkeit, die erworbenen Fähigkeiten direkt zu zeigen. Dies ist oft überzeugender als jede schriftliche Empfehlung und stärkt das Vertrauen der Kunden in die Qualität der Arbeit.
Gleichzeitig bringen Gesellinnen und Gesellen, die auf der Walz waren, nicht nur handwerkliche Fertigkeiten, sondern auch wertvolle Lebenserfahrung mit. Diese persönliche Entwicklung kann sich positiv auf die Arbeitseinstellung und das Engagement in einem Meisterbetrieb auswirken.
Eine attraktive Lösung im Kampf gegen den Fachkräftemangel
Die Walz ist weitaus mehr als eine veraltete Tradition. Sie bietet eine zeitgemäße Antwort auf den Fachkräftemangel in vielen Handwerksbranchen. Junge Fachkräfte sehen in der Walz eine attraktive Alternative zu „Work & Travel“, da sie handwerkliche Fähigkeiten auf höchstem Niveau erlernen können, während sie die Welt erkunden.
Handwerksbetriebe wiederum können von den vielseitigen Fähigkeiten und der gewonnenen Lebenserfahrung dieser Gesellen profitieren. Die Walz zeigt, dass traditionelle Werte und modernes Personalmanagement sich keineswegs ausschließen. In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel allgegenwärtig ist, könnte die Walz die Lösung sein, nach der viele Handwerksbetriebe suchen.
Die Walz: Eine Alternative zu „Work & Travel“
Viele junge Menschen sind auf der Suche nach Möglichkeiten, die Welt zu erkunden und gleichzeitig ihre beruflichen Fähigkeiten zu entwickeln. Traditionell war „Work & Travel“ die erste Wahl, um diese beiden Bedürfnisse zu erfüllen. Im Handwerk bietet die Walz ihnen eine entsprechende Option.
Während „Work & Travel“ in der Regel Gelegenheitsjobs und einfache Tätigkeiten umfasst, ermöglicht die Walz jungen Fachkräften, handwerkliche Fertigkeiten auf höchstem Niveau zu erlernen und zu verfeinern. Sie reisen von Ort zu Ort und lernen verschiedene Techniken und Stile kennen. Damit trägt die Walz zur Vielseitigkeit und Qualität ihrer Fähigkeiten bei.
Die praxisorientierte Ausbildung während der Walz stellt eine gute Möglichkeit dar, um junge Menschen anzuziehen, die eine echte Leidenschaft für das Handwerk haben und ihre Fähigkeiten ausbauen möchten.
Die Bedeutung der Walz in der Personalgewinnung
Der Fachkräftemangel ist besonders für Handwerksbetriebe eine ernsthafte Herausforderung. Qualifizierte Fachkräfte zu finden und zu halten, ist von entscheidender Bedeutung, um die Qualität der Arbeit und die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten. In diesem Kontext kann die Walz eine wichtige Rolle in der Personalgewinnung spielen.
Denn junge Fachkräfte, die auf der Walz waren, bringen eine einzigartige Mischung aus handwerklichen Fertigkeiten und persönlicher Entwicklung mit. Diese Gesellinnen und Gesellen haben nicht nur die Kunst ihres Handwerks perfektioniert, sondern auch wertvolle Erfahrungen gesammelt und ein hohes Maß an Selbstständigkeit gewonnen. Dies macht sie zu äußerst attraktiven Kandidaten für Handwerksbetriebe, die nach motivierten und qualifizierten Mitarbeitenden suchen.
Immer mehr Betriebe setzen auf Wandergesellen
Die Zahl der Handwerksbetriebe, die regelmäßig mit Wandergesellinnen und -gesellen arbeiten, nimmt zu. Sie unterschreiben einen befristeten Arbeitsvertrag. Arbeitsrechtlich sind sie dann wie ihre festangestellten Kolleginnen und Kollegen gemeldet, versichert und bekommen ihren vereinbarten Arbeitslohn.
Obwohl die Schächte Herbergen zur Verfügung stellen, in den Handwerkerinnen und Handwerker auf der Walz umsonst Quartier beziehen können, richten viele Betriebe sogar Schlafplätze für Wandergesellen ein, um sie willkommen zu heißen und von ihren Erfahrungen und ihrem handwerklichen Geschick zu profitieren. Heimisch werden dürfen Gesellinnen und Gesellen aber nicht: Spätestens nach drei Monaten müssen sie weiterziehen.
Wandergesellen, die gute Erfahrungen mit einem Handwerksbetrieb machen, geben diese Erfahrungen unterwegs und in den Herbergen an andere Wandergesellen weiter. Auf diese Weise empfehlen sich die Handwerksbetriebe und verschaffen sich einen Vorteil im hart umkämpften Markt qualifizierter Fachkräfte. Damit hat sich die Walz für die Handwerksbetriebe als effektives Mittel gegen den Fachkräftemangel etabliert.
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Die Walz als Werbefaktor: Herausforderungen und Risiken
Die Nutzung der Walz als Werbefaktor bietet zweifellos eine Vielzahl von Vorteilen, wenn es darum geht, sich als Handwerkerin oder Handwerker zu profilieren und für den zukünftigen Meisterbetrieb zu werben. Doch wie bei jeder Marketingstrategie gibt es auch Herausforderungen und Risiken, die berücksichtigt werden sollten.
Abwägen von Chancen und Risiken
Diejenigen, die sich für diese Tradition entscheiden, sollten sich der Herausforderungen bewusst sein und bereit sein, diese zu meistern, um von den Vorteilen der Walz zu profitieren.
Es ist entscheidend, Chancen und Risiken sorgfältig abzuwägen und die notwendigen Vorkehrungen zu treffen. Eine gründliche Planung, die Einhaltung rechtlicher Vorschriften und die finanzielle Absicherung sind Schlüsselfaktoren, um die Risiken der Walz zu minimieren.
Rechtliche und bürokratische Hürden
Wer sich auf die Walz begibt, ist an die Tradition und die damit verbundenen Regeln und Verpflichtungen gebunden. Über die Vorschriften und Regeln der Schächte hinaus können weitere Gesetze und Vorschriften gelten, die zudem von Land zu Land und sogar von Region zu Region variieren können.
Dieser Umstand stellt reisende Gesellinnen und Gesellen vor einige Herausforderungen. Beispielsweise können Visa und Arbeitserlaubnisse notwendig sein, je nachdem, in welchem Land die Walz durchgeführt wird. Entsprechend sind eine gründliche Planung und Vorbereitung erforderlich, um sicherzustellen, dass die lokalen Bestimmungen eingehalten werden.
Finanzielle Unsicherheit
Handwerkerinnen und Handwerker auf der Walz reisen von Ort zu Ort. Finden sie vor Ort keine Anstellung, sind sie gezwungen weiterzuziehen, Gelegenheitsjobs anzunehmen oder sich durch Tauschgeschäfte zu ernähren. Ein geregeltes Einkommen gibt es nicht, finanzielle Unsicherheit ist ein treuer Begleiter. Um unerwartete Ausgaben und einkommensschwache Zeiten zu bewältigen, ist es hilfreich, über ausreichende finanzielle Rücklagen zu verfügen.
Mangelnde Stabilität und Planbarkeit
Die Walz verspricht die große Freiheit. Ständig unterwegs zu sein bedeutet aber auch, keine feste Wohnsituation zu haben. In jedem neuen Ort müssen zunächst eine neue Anstellung und eine Unterkunft gefunden werden, was bei den Gesellinnen und Gesellen zu einer gewissen Instabilität und schlechten Planbarkeit führen kann.
Zudem besagt die Tradition, dass Wandergesellen spätestens nach drei Monaten weiterziehen müssen. Diese Unfähigkeit, sich auf längere Sicht zu verpflichten, kann für Arbeitgeber, die gerne langfristig sein, problematisch sein.
Soziale Isolation
Die Herbergen der Schächte bieten nicht nur ein kostenloses Quartier, sondern auch eine gute Gelegenheit, sich mit anderen Wandergesellen zu treffen und sich über die bisherigen Erfahrungen und den weiteren Weg auszutauschen. Gleichzeitig kann die Walz für manche Gesellinnen und Gesellen zu sozialer Isolation führen. Sie sind lange Zeit von Familie und Freunden getrennt und haben oft nur begrenzte soziale Kontakte. Dies kann die mentale Gesundheit beeinflussen und sich auf die Arbeitsmoral auswirken.
Verlust von Arbeitszeit
Während der Walz verbringen Gesellinnen und Gesellen viel Zeit damit, von einem Ort zum anderen zu reisen. Das bedeutet, dass sie in dieser Zeit nicht aktiv in einem Handwerksbetrieb arbeiten und kein Einkommen erzielen. Dieser Zeitaufwand kann während der Walz zu finanziellen Einbußen führen. Gleichzeitig wirken sich die Einkommenseinbußen auf die Höhe der späteren Rente aus.
Fazit: Zwischen Tradition und Moderne
Die Walz blickt in Deutschland auf eine traditionsreiche Geschichte zurück und ist mittlerweile sogar als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Trotz ihres Alters ist diese Tradition im Handwerk alles andere als angestaubt, sondern gilt als eine zeitgemäße und vielseitige Lösung, die Tradition und Moderne verbindet.
Wandergesellen bietet die Walz eine attraktive Möglichkeit, zu reisen und sich handwerklich weiterzuentwickeln. Gleichzeitig nutzen sie die Walz als effektives Marketinginstrument, um ihre handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und für den eigenen zukünftigen Meisterbetrieb zu werben. Auftraggeber und Handwerksbetriebe schätzen die Authentizität der Wandergesellen, ihre vielseitigen handwerklichen Fähigkeiten und die auf Reisen gewonnene Lebenserfahrung. Gleichzeitig bietet die Walz Handwerksbetrieben ein effektives Mittel, um mit den Wandergesellen qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und damit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
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